An den beiden letzten Wochenenden war ich wetterbedingt in den Bergen. Mit den Bergkameraden A., J. und R. hab ich mich dabei mehrfach zu Mut & Risiko unterhalten. War naheliegend, schließlich hatten wir uns für anstrengende Klettersteige entschieden :-).
Als Vorbilder können uns Extremsportler dienen, die oft für uns Normalsterbliche abartig gefährliche Dinge tun – wir können das Risiko, dass diese Menschen auf sich nehmen, oft nicht nachvollziehen.
Gute Basejumper, die härtesten Segler der Welt, die besten Bergsteiger und Kletterer der Welt eint aber eine oft nicht wahrgenommene Kombination aus Mut und Vermeidung von Riskio.
- Extremsportler handeln in aller Regel sehr bedacht und überlegt.
- Diese Menschen nehmen aus ihrer eigenen Einschätzung vielfach deutlich geringeres Risiko auf sich als Breitensportler – sie können nur mehr leisten und dramatisch besser mit für Laien schwierigen Situationen umgehen.
- Als Teil ihrer Professionalität halten sie es für wichtig, sich exzellent auf Störungen vorzubereiten.
Was bedeutet dies umgelegt auf die Unternehmensführung?
- Grundsätzlich geht’s um die Vorbereitung. Je fitter wir sind, desto mehr Störungen können wir „verdauen“.
- Das operative Tagesgeschäft sollte uns nicht belasten, sondern mit einer gesunden leichten Grundanspannung bewältigt werden.
- Damit bleibt Zeit und Aufmerksamkeit für erste feine Signale aus dem Umfeld, die auf Störungen hin deuten.
- Wenn die Situation dies erfordert, bedarf es dann einer klaren Verschiebung der Aufmerksamkeit auf den Störfall. Wo andere Menschen betroffen sind, ist der erste Moment einer klaren Kommunikation an die Mannschaft der beste. „Möglicher Störfall entdeckt – ich kümmere mich schon darum!“
- Wenn wir verschiedene Optionen betrachten, gehört auch das damit verbundene Risiko kalkuliert. Attraktiv ist eine Lösung nur, wenn wir das dazugehörige Risiko gut nehmen können.
- Was immer wir auch tun: ein „Plan B“ für einen gesicherten Rückzug wirkt Wunder. Für die ängstlicheren im Team darf auch der kommuniziert werden ;-).
Anders ausgedrückt: Mut ist – ohne mit einem Auge auch aufs Risiko zu schauen – wohl eher ein Zeichen von Dummheit.
Schließen möchte ich mit einem Satz, den mir mein Freund Andreas (auch ein durchaus ambitionierter Sportler) vor einigen Jahren mit auf den Weg gegeben hat: „Das Wichtigste beim Bergsteigen ist es, den augenblicklichen Punkt zum Gipfel erklären zu können und im Bedarfsfall einfach umzukehren.“ Dies braucht es immer dann, wenn die Rahmenbedingungen nicht mehr passen.
In diesem Sinn wünsche ich gutes Gelingen beim Bewerten der Möglichkeiten, Chancen und Risken, die die turbulenten Zeiten am Finanzmarkt derzeit mit sich bringen. Ich wünsche Ihnen mutiges, aber bedachtes Handeln!