Regelmäßig fragen mich Kunden, wie ich die Perspektiven für 2009 einschätze.
Zeiten hoher Dynamik bringen mehr Risken, bieten aber auch tolle Chancen. Diese gilt es zu nutzen!
Vorausschicken muss ich noch ein paar Annahmen und Beobachtungen, auf denen meine Empfehlungen basieren:
- Die Wirtschaftskrise ist bei weitem noch nicht zu Ende. Die Wirtschaft ist vielmehr mindestens 12 – 18 Monate vor allem über zwei Faktoren sehr stark betroffen: Konsum und Finanzen.
Konsum bricht ein
- Die Konsumneigung der privaten Haushalte nimmt mehr und mehr ab – eine logische Reaktion auf die schlechten Aussichten.
- Dies wiederum hat eine verringerte Investitionsneigung bei den Betrieben, die Konsumenten bedienen, zur Folge. Konkret: mit schlechterer Buchungslage im Tourismus leidet unmittelbar das zufliefernde Handwerk.
- Der Autohandel und die Autozulieferindustrie haben praktisch ALLE Projekte, die Kosten verursachen, gestoppt – die nachgelagerten Sektoren spüren dies durchaus dramatisch.
- Im Bereich Automobil kann übrigens schön beobachtet werden, dass erwartete Preisrückgänge zur Negativspirale der Deflation führen können: erwarte ich, dass Autos billiger werden, so warte ich zu. Wenn das mehrere machen, bekommen wir – auch wirklich – billigere Autos. Nur: je länger ich zuwarte, desto billiger wird’s …
Finanzierung wird schwieriger und teurer
- Trotz aller Beteuerungen der Banken ist die Finanzierungssituation für die meisten Unternehmen schwieriger geworden. In Zeiten, wo erkennbar erhöhter Finanzierungsbedarf entsteht, ist Geld – falls überhaupt – nur zu tendenziell schlechteren Konditionen verfügbar.
- Hier ist eine Entlastung nicht in Sicht, fast alle Sektoren im österreichischen Bankenbereich sind durch das starke Auslandsgeschäft in Osteuropa mittelfristig noch viel mehr unter Druck. Warum?
- Lehmann ging letzendlich deshalb in Konkurs, weil Europa deutlich stärker betroffen war als der US – Markt. Die US Regierung wollte das eigene Geld nicht zur Rettung der europäischen Banken und zur Stärkung des Bankenplatzes London aufwenden – in dieser Pleite schlummern nach seriösen Schätzungen übrigens nochmals 200 Mrd. US$ an notwendigen Abwertungen, über die bislang noch keiner groß gesprochen hat.
- Österreich hat (über die heimischen Banken) im Vergleich zu den großen Volkswirtschaften in Europa extrem hohe Kredite in CEE vergeben, verfügt in diesen Ländern aber über vergleichsweise geringe Einlagen. Das ist daher aber ein österreichisches Problem, das nicht so einfach an die EU delegiert werden kann. Wo ein Land mit überdimensioniertem Bankensektor landen kann sieht man in Island (mein Bruder Peter findet den Vergleich etwas überspitzt) – großer Optimismus ist aber aus meiner Sicht hier nicht angesagt.
Was diese Effekte noch verstärkt …
Der Export als Konjunkturmotor bricht weg
- Österreich hat sich spätestens mit der Ostöffnung zu einem Exportweltmeister entwickelt. Und lebt daher vom Konsum in Europa und im Osten.
- Schlechte Nachricht: Export findet in viele Hauptmärkte gerade etwas weniger statt. Wenn die Wirtschaft davon aber abhängig ist – naja …
Die Arbeitslosigkeit steigt unerwartet deutlich
- Was leider auf uns zukommt ist eine Welle an Arbeitslosigkeit, die offenbar viele am Wirtschaftsleben Beteiligte grob unterschätzen. Sehr wenige Betriebe suchen in Summe noch Mitarbeiter.
- Viele denken eher darüber nach, wann sie wieviele Mitarbeiter abbauen werden. Kurzarbeit war die Überbrückung für die erste Phase, aber (leider) sehr oft nur ein Zwischenschritt.
- Das wird nochmals die Sparneigung erhöhen und dramatisch auf den Konsum drücken. Erste Privatkredite (Hauskauf) werden schon verweigert: „Wie wollen Sie das finanzieren, wenn Sie arbeitslos werden?“ hab ich zuletzt gehört.
Investitionen werden aufgeschoben, bis sich die Lage beruhigt
- Investitionsentscheidungen sind derzeit recht schwierig. In vielen Fällen ist es nicht möglich zu sagen, wo sich der Bedarf einpendeln wird. Also: eher einmal zuwarten.
- Steuerliche Änderungen zur Stimulierung der Wirtschaft werden folgen. Wie viel und wann ist eher unklar. Also: siehe oben.
- Und noch eine Chance kommt auf viele Branchen zu: Phasen wie diese geben die Möglichkeit zur Konsolidierung – entweder durch Übernahme eines maroden Mitbewerbers, oder durch Kauf von (gebrauchten) Maschinen und Anlagen. Da diese Güter deutlich unter dem Neuanschaffungswert gehandelt werden, bricht die Zeit der Schnäppchenjäger an.
Das gesagt, kann man die Konsequenzen kurz zusammenfassen:
- Kurzfristig darauf zu hoffen, dass sich die Situation „von selbst“ beruhigt, ist recht unrealistisch.
- Nur wenige können auf starkes Wachstum setzen – realistischer ist es, von geringeren Umsatzniveaus auszugehen.
- Nicht nur den Betrieben geht’s schlechter, auch Banker sein ist in Zeiten wie diesen nicht leicht. Fazit: Banken halten sich nicht mehr für unverwundbar, mehr Verständnis für schwierige Entscheidungen beim Kunden ist definitiv gegeben.
- Die schlechte Nachricht: fast jeder hat Kunden, die durch extreme Kaufzurückhaltung glänzen werden.
- Die gute Nachricht: dem Wettbewerb geht’s genauso, das Spielfeld bleibt also quasi eben.
- Die noch bessere Nachricht: die heimischen Banken können die heimischen Betriebe nicht verhungern lassen, nur weil eine Dürreperiode kommt. Hier müssen alle gemeinsam durch. Heißt: wenn ich professioneller verhalte als der Mitbewerb, bin ich schon relativ vorne.
- Die Grundwährung im Umgang mit Banken ist nun Vertrauen. Wenn Sie zeigen, dass Sie die richtigen Dinge tun, wird man Ihnen dieses Vertrauen entgegenbringen. Mehr Kommunikation braucht’s daher aber in jedem Fall.
- Neben Krisenbetroffenen gibt es auch Krisengewinner – die können plötzlich deutlich wachsen (und sind nun sicher heiß begehrte Kunden). Diese gilt es zu entdecken.
In den nächsten Tagen werde ich noch einige konkrete Tipps posten. Bis dahin wünsche ich Ihnen gutes Navigieren auf stürmischer See. Vielleicht können Sie ja die selbe Freude empfinden wie ich: am Kiteboard oder am Segelboot beginn ich ab 4 Windstärken zu lächeln, ab 6 Windstärken macht’s dann wirklich Spass … auch wenn’s machmal anstrengend ist!
Man kann auch den Sturm für Vortrieb in die gewollte Richtung nutzen – ich wünsch Ihnen dabei viel Erfolg.