Einen Auslöser für diesen Artikel möchte ich nicht verheimlichen: Für eine Neugründung habe ich zugegebenermaßen mit einer steilen Vorlage einige Institute angefragt: Leasing eines Ford Galaxy in 48 Monaten auf 0,- EUR, ohne Anzahlung. Nettopreis des Fahrzeugs: etwa 30.000,- EUR.
Die beste Absage nach zurückgeschicktem gegengezeichnetem Vertrag:
Wir können doch nicht die Billigsten gewesen sein – ich darf das so doch gar nicht anbieten! Ich hab mich extra bemüht, nicht der Billigste zu sein!!
Da ich Humor habe, aber nicht bösartig bin, verschweige ich jetzt wer’s war. Aber ehrlich: Was um Himmelswillen bringt intelligente Menschen (der vorgenannte hat auch einen Uni-Abschluss) dazu, derartig zu handeln?
Möglicherweise der Zustand des Unternehmens – und zwar nicht der des Kunden, sondern der Leasingfirma … Den Leasingbanken geht’s ja auch unterschiedlich gut!
Ein paar Themen, die den Leasinganbietern derzeit das Leben schwer machen:
- Fahrzeugflotten – zB LKWs – werden gerne mittels Leasing finanziert. Gebrauchte LKWs sind aktuell kein Renner, die Verwertungen bringen nicht die für die Besicherung relevanten Buchwerte.
- Auch bei PKWs ist die Lage – je nach Marke – unterschiedlich trist. Die BMW-eigene Bank (disclosure: ich bin überzeugter M3-Fahrer) hatte schwere Troubles, weil in den Leasingverträgen Rücknahmewerte zugesagt waren, die in der Krise auch nicht annähernd erreichbar waren. BMW hat daher mit der eigenen Bank überteuert eigene gebrauchte Fahrzeuge zurückkaufen müssen. Das ist dann für Außenstehende schon fast komisch.
- Maschinen – Leasing war in den letzten Jahren auch nicht unüblich. Viele Anbieter von Mietparks (Baumaschinen, …) haben die ganze Flotte geleast. Die Verträge sind mit den Maschinen besichert; die Firmen haben keine Auslastung, gleiten in Richtung Insolvenz … und die Preise für gebrauchte Maschinen sind komplett eingebrochen.
Okay, werden Sie sagen. Das wußte ich schon. Das auch?
- Die vielen Immobilienprojekte, die in den letzten Jahren realisiert wurden, waren teilweise relativ knapp kalkuliert. Leerstandsquoten und -raten dürfen den geplanten Bereich nicht verlassen, sonst ist die Finanzierung nicht zu bedienen. Okay …
- Die Vermietung von Geschäftsflächen ist aktuell sehr schwierig. Die Leerstandsquoten steigen ständig.
- Die Mietrückstände auch.
- Das gilt zB fast überall in West-Europa: ohne Flächen- und Qualitätseinbußen kann man zB in Wien oder München viel Geld mit einer Übersiedlung um ein paar Blocks sparen. Man bekommt – bei etwas Geduld – die gleiche (auch erstklassige) Qualität im Bürobereich teilweise um den halben Preis. Ich hab’s nicht geglaubt, nun aber schon mehrfach gesehen: teilweise kann man sogar noch mehr als die Hälfte sparen!
- Und: in Osteuropa ist es viel, viel schlimmer. Da versuchen die (westeuropäischen) Mieter teilweise Rückzug um jeden Preis, weil die Kaufkraft leider „etwas“ eingebrochen ist.
- Viele dieser Projekte sind Leasing-finanziert. Hmmm.
Und:
- Ich habe mich immer darüber gefreut, dass Kunden mit guter Bonität praktisch aufschlagsfrei finanzieren konnte. Das haben wir für viele Kunden genutzt – und die Finanzierungskosten auf einem angenehmen Niveau halten können.
- Schon im privaten Bereich habe ich aktuell Lösungen, wo mein Kunde bei der Bank und im Leasing billiger finanziert ist, als das Institut die Refinanzierung schafft.
- Die Kunden mit sehr guter Bonität – zB die öffentliche Hand – hatten es in der Vergangenheit besonders leicht.
- PPP – Finanzierungen wurden gerne mit Leasing gelöst. Die Rate ist fix.
- Der Hammer: Die Refinanzierung erfolgte häufig zu 100% kurzfristig. Das war vor 2 Jahren eine geniale Idee und hat fette Gewinne gebracht.
- Welcome to 2009. Finanzierung ist – insbesondere wenn Banken betroffen sind – gar nicht soooo billig.
- Der Deal ist auf der Kundenseite unheilbar fix: neue Verhandlungen münden im Amtsmißbrauch und in der Abwahl des „Täters“, übrig bleibt daher der Leasinggeber. Eine Refinanzierung um diesen Preis ist schlicht nicht möglich – autsch!
Fazit: Auch im Leasingbereich ist die „heile Welt“ nicht mehr bei allen Anbietern ganz so heil.
Falls Sie eine Gegenmeinung, andere lustige Fälle haben: ich freu mich über ihre Nachricht!