Steyr diskutiert über’s „Südpool-Viertel“ – und möchte auf diesem Weg einen Teil der Stadt erneuern.
Statt Ennsdorf – sogar „Bahnhofsviertel“ (igitt!) wurde es schon öffentlich genannt – ist ein neuer Name für den Stadtteil in Diskussion gebracht worden.
Wir sind befangen: 5 Jahre war unser Firmensitz mitten in Ennsdorf in der alten Brauerei. Daher will ich die Chance für eine fachliche Richtigstellung nutzen – in den OÖN hat sich Martin Dunst ja schon mit einer nur voll zu unterstützenden allgemeinen Kritik zu diesem Thema geäußert.
Eine Marke besteht aus mehreren wichtigen Bestandteilen, auf einige sei hier kurz eingegangen.
Der Name, das Logo und etwaige eindeutige akustische Zeichen (Jingle) dienen der Unverwechselbarkeit einer Marke nach außen (von den 5 Sinnen werden Tast- und und Geruchssinn am seltesten zur Wiedererkennbarkeit einer Marke eingesetzt).
Deshalb sollten diese Bestandteile auch so behutsam wie möglich verändert und modernisiert werden. Meist ist hier mehr durch Bewahren als durch Erneuern zu gewinnen.
Diese Zeichen sind mit Erfahrungen und Erwartungen von bestimmten Menschengruppen innerhalb und außerhalb des Unternehmens verknüpft. Diese Markenidentität lässt sich beschreiben und weiter entwickeln.
Für Marken gilt generell, dass sie vor allem über Bilder, erzählte und erlebte Geschichten mit diesen Zeichen verbunden werden. Witzig dabei: Gerade die Herkunft und Geschichte der Marke selbst wird dabei oft vernachlässigt, ist aber ganz wesentlich für den Sinn, den eine Marke stiften kann.
„Ennsdorf“ ist ein alter Stadtteil von Steyr, der zum Beispiel in den Kriegen eine sehr große Bedeutung hatte (Rückgang der Besiedlung im 30-jährigen Krieg, stark umkämpfter Teil um 1800 in den Franzosenkriegen, …).
Das neue Südpool genannte Gebäude mag – unabhängig vom persönlichen Geschmack – architektonisch den Bereich prägen. Wie immer man’s wendet: Geschichten dazu gibt’s bisher gerade in Form von Prospekt und Homepage und in Mythen rund um die Unternehmerpersönlichkeit. Auf der Namensebene kämpfen nicht nur die Medien, sondern auch die Errichtergesellschaft darum sich zwischen suedpool, SUEDPOOL und Südpool zu entscheiden – werfen Sie einen Blick auf die Homepage . Es handelt sich also lustigerweise gleich um ein mehrschichtiges Namensproblem ;-).
Der Name Ennsdorf über Jahrhunderte bewährt und damit in den relevanten Köpfen. Sicher ist der Name nicht wesentlicher Teil eines etwaigen Problems der Markenführung. Die Aktiven täten daher gut daran, sich der Arbeit am Markenkern zu widmen und die bekannte und bewährte Stadtteilbezeichnung aufrecht zu lassen – statt auf eigene Kosten mühsam für einen Dritten eine neue Marke aufzubauen!